Stilepochen des Möbeldesign, Einrichtungsratgeber, Möbel und Design

Stilepochen des Möbeldesigns

Die Entwicklung der Möbel aus historischer Perspektive

Seit Menschen Mobiliar nutzen, gibt es Möbel und Design, auch wenn diese über viele Jahrhunderte hinweg eher funktional gefertigt wurden. Was heute als Design bezeichnet wird und einen relativ einheitlichen Stil über eine bestimmte Zeitspanne darstellt, gilt seit der Renaissancezeit, die etwa im 16. Jahrhundert angesiedelt ist. In diesem Beitrag bekommst Du einen facettenreichen Einblick über die Stilepochen des Möbeldesigns.

Gotik im Spätmittelalter

Doch bevor die Renaissance begann, nahm die Gotik Epoche eine bedeutende Rolle in Europa ein. Wir sprechen hier von der mittelalterlichen Phase um 1100 bis ca. 1500. Als Vorbild diente die Architektur gotischer Kathedralen, mit epochentypischen Spitzbögen und Gewölben. Es entstanden für diese Zeit komfortable Möbel, die bereits erste herausklappbare Tischplatten und Schubladen hatten. Zugleich war der Moment gekommen, um Stühle nicht nur als Sitzmöbel herzustellen, sondern auch mit Rücken- und Armlehnen auszustatten. Ein grosse Design- und Funkionsetappe, die das Möbeldesign nachhaltig veränderte.

Möbel und Design in der Renaissance

Ab 1500 kam die Renaissance zunächst in Italien auf und dauerte fast 100 Jahre lang. Sie setzte sich im Lauf der Zeit an sämtlichen europäischen Höfen durch. Schöne und kunstvolle Formen in Architektur und Bildhauerei und Malerei beeinflussten auch den Bau der Möbel, die repräsentative Aufgaben übernehmen mussten. Besonders an adligen Höfen entstanden Truhen, Betten und Schreibkabinette mit geschnitzten Figuren und anderem schmückenden Beiwerk. Alles wurde in den klassischen Proportionen der Antike gefertigt, auf die sich die Renaissance bezog.

Verspieltes Möbeldesign im Barock

Das italienische Wort Barocco lässt sich mit „schief und rund“ übersetzen. Damit ist diese Stilepoche perfekt beschrieben: Ende des 17. Jahrhunderts wurden klassisch elegante Proportionen der Renaissance durch schwungvolle und bauchige Formen des Barock abgelöst. Das Mobiliar stand auf kugeligen Füßen und wurden mit Bandintarsien, profilierten Sockelleisten und kunstvoll verzierten Deckplatten gefertigt. Allerdings sehen die Möbelstücke aus dieser Stilepoche nur von aussen so perfekt aus: Innen wurden sie oft sägerau oder sogar waldsäumig verarbeitet. Wer eine Schublade aus damaliger Zeit aufzieht, kann das gut sehen. Girlanden, Muscheln, Früchte, Blüten und Putten schmückten nicht nur Möbel, sondern auch Wände.

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Stilistisch edel: Mobiliar im Rokoko

Zum Ende der Barockzeit wurden Möbel leichter, verspielter, geschwungener und gerundeter. Deswegen heisst die Zeit des Rokoko auch Spätbarock. Gewundene Linien umranken gerade Formen, als Dekorationen werden gerne Muscheln und Weinranken verwendet. Auch der Name „Rokoko“ stammt vom französischen „Rocaille“, „Muschel“. Stühle und Tische dieser Epoche haben oft s-förmig geschwungene Beine, Kommoden sind c-förmig gerundet. Beliebt waren Sekretäre und Schreibtische in handwerklich präziser Ausführung. In Frankreich wird diese Stilepoche Louis quinze genannt, nach dem französischen Regenten Ludwig XV.

Stilepochen des Möbeldesigns: Design im Klassizismus

Die Zeit des Klassizismus reichte von 1760 bis 1840. In dieser Epoche sind Möbelstücke nicht mehr ornamental geschwungen, sondern geometrisch und schlicht gestaltet. Schränke und Kommoden, Stühle und Sessel besitzen runde, ovale oder rechteckige Konturen. Möbelbeine sind gerade und laufen leicht konisch zu. Dezente Ornamente und ein wenig Schmuck mildern die andernfalls strenge Anmutung des Klassizismus. Eine Stilepoche, die das Möbeldesign revolutionierte und ihr letztendlich den spielerischen Charakter nahm.

Mobiliar im Biedermeier

Der Biedermann, fiktive Hauptfigur in Gedichten und Geschichten mit treuherzigem und spießbürgerlichen Charakter, spielte den Namensgeber für diese Zeit. Biedermeiermöbel sind recht einfach und schlicht, es gibt Möbel aus hellem Nadelholz und mit einer dunklen Beize versehenes Mobiliar. In ihren Formen sind sie eher geometrisch und klar, die Verzierungen weit weniger aufwändig. In der Mitte des 19. Jahrhunderts reichten gefräste Leisten oder kleinere Drechseleien als Zierrat aus, schließlich musste Mobiliar weniger repräsentieren, denn behaglich und gemütlich sein.

Möbel und Design in der Neugotik

Als Ende des 18. Jahrhunderts die industrielle Fertigung von Mobiliar und Textilien begann, bekam die Möbelindustrie neuen Schwung. Viele Stilmöbel waren vorher als handgefertigte Unikate für die meisten Menschen unerschwinglich. Jetzt gab es neue Angebote und das wichtigste daran war: Sie wurden langsam preiswerter und waren damit für immer mehr Menschen bezahlbar. Jetzt wollten auch Menschen aus dem Bürgertum den Prunk alter Zeiten in ihrem Haus haben. Die als Massenware angefertigten Schränke im alten gotischen Stil bildeten den Stil der Neugotik.

Möbel und Design im Viktorianischen Stil

Die Viktorianische Architektur herrschte in den anglophilen Ländern zur Zeit von Königin Victoria. Der Stil wurde auf dem europäischen Festland als Historismus bezeichnet. Dunkle Farben, großzügiger Einsatz von Marmor, schweren Kronleuchtern und lackierten Möbeln kennzeichnen die Viktorianische Architektur und ihre Inneneinrichtung. Sehr charakteristisch für den Viktorianischen Stil sind verspielte Elemente. Figuren, wundervoll geschwungene Vasen und farbenprächtige Blumenmuster sind für diesen Stil bekannt und bis heute sehr beliebt. Gerade in den letzten Jahren finden Details aus dem Viktorianischen Stil immer wieder Beachtung, so zum Beispiel bei Laura Ashley oder dem Vintage Stil, in dem hübsche Teller oder Decken auch in der Gegenwart wieder Beachtung finden.

Möbel und Design im Neoklassizismus

Der Stil des Neoklassizismus orientiert sich an strenger und klassischer Formgebung der Antike und bildet einen Gegensatz zu den vorher so opulenten Stilen des Barock und Rokoko. Schränke werden in dieser Zeit häufig aus dunklem Holz gefertigt und mit geschmackvollen Verzierungen versehen. Dicke Teppiche aus Persien bedecken Fußböden aus Stein und Marmor. Stühle und Sofas sind mit luxuriösen Stoffen bezogen: Samt, Brokat, Damast und Leinen werden bevorzugt. Nach der 1848er Revolution besinnen sich die Menschen auf die vergangenen Zeiten der Demokratie in der Antike und richten ihre Wohnungen mit den entsprechend gestalteten Möbeln ein.

Möbel und Design im Jugendstil

Ende des 19. Jahrhunderts wendeten sich die Designer von der Geradlinigkeit des Historismus ab und schufen asymmetrische Muster und Ornamente, setzten wieder auf kurvige Linien. Blumen- und Rankenmotive schmückten die Möbel, Wände und Einrichtungsgegenstände wie Türklinken oder Treppengeländer. In dieser Zeit verbanden sich Kunsthandwerk und Kunst zu einer stilvollen Einheit. Jedes Möbelstück sollte wieder vom Handwerker einzeln gefertigt werden. Florale und fliessende Formen beherrschten den leichten Jugendstil.

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